Montag, 14. April 2008

Baden verboten? Der erste Ausflug


Um vier Uhr morgens begann es zu regnen. Wobei, das Wort „Regnen“ viel zu regnerisch klingt. Denn gegen den Regen in den Tropen hilft nicht einmal ein Regenschirm. Es knallte vor dem Fenster, als wenn bei uns Millionen Hagelkörner gleichzeitig fallen. Ich wurde regelrecht aus dem Schlaf gerissen und wollte die Fenster zumachen, bis ich begriff, dass diese ja zu waren...

Gegen 10.00 h klingelte mein Handy und Andrea, eine Kollegin aus meinem Entwicklungsdienst, rief an und wir beschlossen, einen Ausflug zu machen. Schnell wurde ein Tuk Tuk für 25,00 $ klargemacht und wir tuckerten los, 35 Kilometer Richtung Süden. Kommt das Wort Tuk Tuk eigentlich von tuckern?























Ziel: die Tempelanlage Ta Prohm am Tonle Bati-See. Nach einem kurzen Zwischenstopp an einem Straßenmarkt, Andrea kaufte sich ein langes Tuch gegen die Sonne und ich vier Möhren, die ihr exakt im Bild sehen könnt, landeten wir am Tonle Bati See. Dort sahen wir den Kambodschanern beim Baden zu, denn uns hinderte nicht nur das braun-schlammige Wasser, sondern auch das ein gebleute Wissen um die fiesesten Tropenerkrankungen darin, unbedarft in den See zu steigen. Es gibt nämlich eine von Wasserschnecken übertragene Krankheit, an deren Namen „Bleuose…????“ ich mich nur teilweise erinnern kann . (Das Argument, dass wir keine Badesachen dabei hatten, zählt in Kambodscha nicht, denn die meisten hier gehen in Shirt und Hose baden). Die Angst vor Krankheiten in einer anderen Kultur, dass ist ein richtig fettes Thema, über dass ich noch viel nachdenken werde. Der Traum von der Unversehrtheit in einer völligen fremden Umwelt? Die Angst, dem Unbekannten ausgeliefert zu sein?

Kurzum, sagen wir es so: Es war ergreifend schön, den jungen Kambodschanern beim Baden zuzusehen.

Der Tempel Ta Prohm, nur 500 Meter entfernt, ist dagegen in der Hand der Alten. Gebaut durch Jayararman VII – im Angkor-Stil – hat sie dich Anlage bis heute noch ihre besondere Atmosphäre bewahrt. Sie ist sehr klein und noch nicht von Touristen überlagert. Dachte ich zumindest, bis ein Reisebus 40 Italiener auswarf, die begeistert auf die Anlage zu rannten.

Alte Kambodschaner verrichten dort religiöse Dienste und beten für das Wohlergehen des Pilgers, zu dem man als Tourist automatisch mutiert, wenn man eine buddhistische Anlage betritt. Goldene Weihrauchstäbchen, gebundene Lotusknospen, Kerzen und duftende Jasminblüten werden verkauft, um Buddha zu ehren. Andrea und ich haben uns also gleich vor die erste Buddhastatur geworfen und gebetet, die bösen Zungen unter euch hätten bestimmt wieder was zu lästern gehabt. Die kambodschanischen Greise murmelten Gebete - auf kambodschanisch. Und ich dachte für eine Sekunde, dass ich überhaupt keine Ahnung habe, ob sie uns preisen oder verfluchen, zumal immer noch soviel Hände und Münder nach unseren Dollars lechzten. Hatten wir genug gespendet? Oder durch unseren Geiz die bösen Geister geärgert? Die Frage ist: Was ist mir, uns Religion wert?

Die alten Khmer aber, das lasen wir später im Reiseführer, sind auf unsere Spenden angewiesen, denn in Kambodscha gibt es keine Rente, so verbringen die Alten den Rest des Lebens betend und bettelnd im Tempel und nicht verbittert in einem deutschen Altersheim.

Zurück ging‘s mit dem Tuk Tuk und 30 Km/h nach Phnom Penh in den Foreign Correspondent Club (hier in cooler Weise von allen mit FCC abgekürzt), wo wir auf der Terrasse mit Blick auf die weite Ebene einen herrlichen Lotussprossensalat mit getrocknetem Shrimps und karamellisiertem Hühnerfleisch aßen (siehe Foto). Zuvor haben wir auf dem Markt am Wasser zum ersten Mal geröstete Spinnen, Maden und Frösche gesehen… Aber das ist ein anderes Thema! Auch der FCC bekommt einen eigenen Blog, denn von hier aus wurde Jahrzehntelang durch die internationale Presse die Kriege und Krisen in Indochina kommentiert. Kann ich hier nur andeuten… und dann nach Hause, an dem im Abendlicht glühenden Königspalast vorbei… Und wer von euch hat Lust und kommt mich bald besuchen?

Gute Nacht für heute aus Phnom Penh!

3 Kommentare:

Fuxi hat gesagt…

Tuk Tuk kommt wirklich vom Geräusch der Maschinen. Der 1 Zylindermotor tuckert so vor sich hin. Wenn Du drauf sitzt wird es vielleicht ein Schnuk Schnuk???

Tropischer Regen riss Dich aus dem Schlaf? Sehr exotisch! In Berlin ist der Dauerregen leider nicht so belebend.

Dicke Umarmung von Andreas

Susanne hat gesagt…

Lieber Bastian,
deine Berichte lesen sich ganz wunderbar.

Beste Grüße
Susanne

Bastian Bretthauer hat gesagt…

Schnuk, Schnuk und Tuk Tuk, ich freu mich über jeden Kommentar! Grüße an euch nach Berlin!!! Bastian