Freitag, 30. Mai 2008

Nachts (2): War doch jemand da!












Wach werde ich erst um halb neun. Ra, meine Khmerlehrerin kommt heute nicht. Ich öffne die Augen, rolle ein wenig auf die andere Bettseite, blinzele hinunter in meine Rezeption, wie ich den garagengroßen Eingangsbereich meines Haus zu Zeit nenne.

Den Vorhang an der riesigen Eingangstür zur Straße hatte ich über Nacht offengelassen, so kann ich vom Bett aus in meinen Vorgarten blicken.

Wer aber hat mein rotes Rad von innen gegen das Straßentor gestellt? Nie stand es dort. Und wieso lehnt die Markisenstange am Zaun, statt im Markisengestänge zu hängen? Und wer hat meine Schuhe umgestellt? Ich reibe mir die Augen, doch die Szenerie ändert sich nicht. Ich robbe an den Bettrand, um steilrunter auf meinen Schreibtisch zu blicken. Computer, I-Pod, Safe, - alles noch da.
Gut, vermutlich waren „sie“ nicht im Haus.

Ich gehe hinunter, schließe das innere Vorhängeschloss der Eingangstür auf, dann die Tür selbst. Doch sie geht nicht auf. Von außen hat jemand die Tür mit einer Strippe zugebunden.

Das habe ich früher als Kind auch bei „unbeliebten“ Nachbarn gemacht.

Ich zerschneide die Strippe, stelle mein Rad wieder an seinen Platz und meine Schuhe und hänge die Markisenstange zurück in ihre Öse. Jetzt sieht es wieder so aus, als wäre nichts, als wäre niemand dagewesen...

Fünf Stunden später kehre ich vom Einkauf zurück, es ist 13.00 h. Die Nachbarn von gegenüber sehen mich und kommen rüber. Wild gestikulierend reden sie auf mich ein. Ich verstehe nur Bahnhof und dann das Khmerwort „Gang“, was auf Deutsch Fahrrad heißt. Die Wachleute von nebenan kommen gleich auch dazu. In Sekunden bin ich von 10 Khmers umringt. In Englisch, in Khmer und mit Körpersprache bringen sie mir bei, dass um drei Uhr morgens zwei Diebe versuchten, in mein Haus einzudringen. Auch hatte sie vor, mein Fahrrad aus dem Vorgarten mitzunehmen. Und die Eingangstür hatten sie schon mal von außen zu gebunden, damit ich nicht auf die Straße rennen kann, um Hilfe zu schreien. Das ist genau das, was ich an allem wirklich gruselig finde!!! An der Markisenstange wollten sie in die erste Etage klimmen, doch diese ist dann aus der Halterung gerissen. Sie rauchten eine Zigarette und wahrscheinlich waren sie angetrunken. Es seien zwei große Männer gewesen. Was meine Nachbarn morgens um drei alles in meinem Haus beobachten konnten, bevor sie dann ENDLICH Rabatz machten und die Diebe vertrieben …

Dieb heißt auf Khmer übrigens „Jao“, ausgesprochen Schao. „Jao“ klingt eigentlich ganz nett. Was soll‘s, das Wort kenn ich jetzt!

Gegen 16.00 h treffe ich einen Bekannten, ein französischer Architekt, der seit 20 Jahren in China lebt und mit dem ich nächste Woche nach Saigon fahren werde. Ich erzähle ihm meine Geschichte, auch deshalb, weil er vor 7 Tagen nachts in seinem Haus (drei Straßen weiter) völlig ausgeräumt wurde. Er schlief im zweiten Stock seines Hause, während Diebe im ersten Stock den Apple, I-Pod, Handy und Geld mitgehen ließen. Und auf dem Apple war sein fertiges Baukonzept für ein chinesisches Luxusrestaurant im 48. Stock eines Pekinger Wolkenkratzers. Das hätte sich nun auch erledigt, sagte er lässig. Er hätte eh vorgehabt zu malen und so seinen künstlerischen Neigungen nachzugehen und zeigte mir eine Skizze, ein Tänzer, der auf einem Seil balanciert. Ein Selbstportrait!? Er erzählt mir noch, dass die Diebe in Phnom Penh im Unterschied zu Europa in der Regel unbewaffnet sind. Sie würden einzig und allein ein Schlafspray dabei haben, damit das aufgeschreckte Opfer wieder in die ewigen Jadggründe abtauchen könne. Oh, ja, sagte ich nur, hoffentlich können sie das auch dosieren, denn sonst taucht man vielleicht nie wieder auf...

Mittwoch, 28. Mai 2008

Die Nacht im Ohr




Nachts ist Phnom Penh menschenleer. Und doch – es gibt zahllose Geräusche. Und Unheimliche sind unter ihnen. Manchmal ist meine Decke nicht lang genug, die ich mir über den Kopf oder eher über die Ohren ziehen will.

Der Feierabendverkehr zwischen 17.00 und 19.00 h ist für jeden eine Zumutung. Selbst gestandene Phnom Penher stöhnen. Die zwei Millionenstadt spukt alles aus, was sie früh in sich aufgesogen hat. Angestellte, Arbeiter, Müllsammler, Polizisten, Beamte, Banker, Geschäftsleute, Shopbesitzer, Wachleute, NGO-Staff und all die vielen Straßenverkäufer, die tagsüber Baguettes, Schnecken, Mangos, Eis, geröstete Bananen, gedünstete Maiskolben, Suppen, Nudeln oder Reis unter die Hungrigen bringen. Nach 18.00 h setzt die Dämmerung ein und diese dauert in den Tropen höchstes eine Stunde. Der Tag verabschiedet sich so schnell, als wollte er sich selbst vergessen. Und die Dunkelheit der Nacht zieht über die Stadt. Zwar leuchten die Boulevards festlich im nächtlichen Licht, doch die Seitenstraßen – aus denen Phnom Penh im Grunde besteht, sind stockdunkel. Von den Tausenden von Straßen der Hauptstadt sind höchstens drei Dutzend öffentlich beleuchtet. Ausgenommen die Monumente der Stadt. Das Unabhängigkeitsdenkmal (Foto) wird zu jedem besseren Anlass festlich angestrahlt. So ist das Licht in der Nacht, in Phnom Penh, in Kambodscha, eine private Angelegenheit. Amüsiermeilen leuchten im Licht des Begehrens, Restaurants und Hotels werben mit schrill glitzernder Reklame und bis 22.00 oder 23.00 h knattern durch die Restaurant- und Nachtclubstraßen unterhaltungssüchtige Kambodschaner mit einem „losen“ Mädchen auf dem Rücksitz. Zum guten Ton gehört das nicht. „Normale“ Mädchen, Frauen sind nachts zu Hause.
Die Nacht in Phnom Penh findet für die meisten im Kreise der Familie statt. Gegen 23.00 h geht auch im letzten Haus das Licht aus. Und um Mitternacht sieht man lediglich von den, hinter hohen Bäumen und Mauern versteckten Villen der Reichen, die Zigarettenglut des Wachpersonals, die in lähmender Langeweile vor sich hin dösen. Selbst die vielen Mopeds, Autos, Tuk-Tuks sind schlafen gegangen. Die Straßen sind völlig leer.

Und doch ist es in Phnom Penh nie still. Es ist, als wollten sich all die Geräusche Gehör verschaffen, die am Tage, im Lärm der Metropole, untergehen. Mein Schlafzimmer liegt im ersten Stock (Foto). Da ich gegen meine europäischen Gewohnheiten dem tropischen Rhythmus der Stadt folge, liege ich häufig schon gegen 23.00 h im Bett und versuche, den Tag Revuepassieren zu lassen, in mich hinein zu hören. Und manchmal, da höre ich auch hinaus, in das Haus, in die Stadt. Eine eiserne Tür schlägt krachend zu, ist es beim Nachbarn, ist es bei mir? Ein Kind weint leise, oder ist es eine Katze, die auf der Jagd ist? Ein Hund schlägt an. Ein anderer reagiert. Schritte, Trippeln, Wasser rauscht in den Rohren, das doch eigentlich niemand benutzt. Ein Gekko gluckst, zirpt und wieder trippeln tausend kleine Füße irgendwo. Das Haus ächzt, doch es weht kein Wind. Jetzt läuft jemand die Treppen hinunter. Klatschende Absätze. Eine Frau? Ein Mann? Einbrecher? Sind auch wirklich alle Türen zu? Etwas stöhnt im Bad. Durch den Türschlitz fällt Licht. Ist es die Treppenhausbeleuchtung? Die hatte ich doch ausgemacht. Die Klimaanlage rauscht. Jetzt aufzustehen, wäre, der Irrationalität des Hörens, nachzugehen. Ich bleibe liegen. Die Tür des Schlafzimmers ist von innen verschlossen. Spätestens hier kommt niemand weiter. Laut knallt ein schwerer Gegenstand zu Boden. Was ist gestützt, was hinuntergefallen? Ein Wind kommt auf. Das Haus wird zum Echokörper einer schlafenden Stadt. Lauter und lauter wird das Rauschen. Hat es zu regnen begonnen? Ich ziehe mir die Decke über die Ohren. Durch die Straße rast ein verspätetes Motorrad. Und ein flüchtiges Licht jagt durch mein Zimmer. Das Rauschen nimmt zu, es ist Regen, der sich knallend, schlagend auf den Wellblechdächern austobt. Er nimmt alles mit. Er ist so ohrenbetäubend, dass ich nur noch weghören kann. Es ist wie am Tag, zügellos, laut.

Stunden später kräht ein Hahn. Vögel singen in der Früh. Im Garten nebenan fängt der neue Tag an. Endlich. Gegen halb fünf begrüßt auf der Straße ein Hausmüllsammler den Morgen mit einer Kinderfanfare. Exotisch, albern eigentlich. Es ist Phnom Penh. Er bückt sich und nimmt die Müllbeutel des alten Tages mit auf seinem vergammelten Wagen. Und die Stadt wird wieder wach.

Freitag, 23. Mai 2008

Verhaftet? Nein, nur eingezogen!











Der Morgen fing schön an. Ich hüpfte über den Sihanouk-Boulevard hinüber in mein neues Viertel, Boeung Keng Kong 1. Schlängelte mich – mittlerweise gekonnt – durch die morgendliche Rushhour. Schlängeln, das heißt hier, einfach auf ein Auto zulaufen und kurz bevor es einen erwischt, einen Schritt zurück oder einen nach vorn zu machen. Das machen hier alle so.

Mein Makler hatte mich kurz vorher noch einmal angerufen, um mir zu sagen, dass ich für die Mietsvertragsunterzeichnung doch noch ein Foto mitbringen solle. Die Vermieter wollen ein Foto. Na kein Problem, dachte ich mir, ist doch in Phnom Penh auf fast jedem dritten Werbeschild „Foto“, „Copy“, „Print“ oder „Toschiba“ zu lesen. Also ging ich in das erst beste Fotogeschäft und ließ mir für einen Dollar 4 Passbilder machen. Beliebt in Kambodscha ist ein azurblauer Bildhintergrund. Ich finde, so ein Passfoto sieht dann gleich richtig stattlich aus! Doch meine Freude an den neuen Bildchen währte kurz.

Gegen 09.50 h hupte die tiefgekühlte Maklerlimosine vor dem Hotel und holte mich ab. Gegen 10.00 h saßen wir mit den Vermietern an einem Tisch zur Vertragsunterzeichnung. Alles wirkte sehr geschäftig. Das Ehepaar grinste freundlich, die Makler lachten und ich saß im Durchzug der heftig blasenden Ventilatoren. Ich begann bereits darüber nachzudenken, wie ich wohl meine 2400,-$ Anzahlung (Miete + Desposit) in Form von 50,-$ Einzelscheinen bei diesem Wind an das Ehepaar bringen könne. Auch die Vermieterin strich sich minütlich Haarsträhnen aus dem Gesicht, die die Ventilatoren dann wieder nach vorne bliesen… Ich glaube Gastfreundschaft hat in Kambodscha mit viel Wind zu tun :-)))

Die Makler holten dann die vorbereiteten Verträge aus der Tasche, jede Partei bekam eine Version in Khmer und eine in Englisch. Ich habe mich gleich auf die englische Version gestürzt und war dann auch bereit, diese zu unterschreiben.

Schnell wurde dann auch ein blaues Tintenkästchen hervorgeholt und ich sah, wie der Makler seinen Daumen in das Stempelkissen presste und dann höchst akkurat einen Daumenfingerabdruck auf dem Mietvertrag hinterließ. Ach, dachte ich mir. So wird hier unterschrieben. Die Analphabetenrate liegt in Kambodscha bei 26 %, liegt es daran? Als nächstes war ich dran. Ich meine, im Grunde kann man da nix falsch machen, es ist sogar kinderleicht. Rein mit dem Daumen, rauf’s auf Papier. Nur schießen einem da als Deutschen diverse kriminalpolizeiliche Verfahren durch den Kopf, ich wollte doch nur in das Haus einziehen und mich nicht gleich verhaften lassen...

Nach dem fröhlichen „Unterschreiben“ - „natürlich“ hat der Ehemann seinen Daumen auf dem Vertragspapier hinterlassen, nicht aber seine Frau, die aber sonst Verhandlungsführerin war, zahlte ich meine Dollarscheine dem Makler in die Hand – sonst wären sie weggeflogen. Und dann holte ich stolz mein nagelneues Passbild raus und schob es, bekräftigend nickend, der Ehefrau über den Tisch. Diese strahlte und bedankte sich, hörte aber nicht auf, auf mich einzureden. In Khmer natürlich. Ich fragte den Makler, was die Dame denn noch wolle. Na, ein weiteres Foto. Ach, sagte ich, sie hat doch schon eins. Ja aber sie bräuchten mehrere. Na gut, dass ich noch welche dabei habe, sagte ich. Ich schob ein weiteres Bild rüber und klappte dann mein Portemonnaie zu. Zu früh, wie ich gleich merken musste. Sie wollte noch ein Bild. Ich sagte dem Makler, dass ich ihr jetzt bereits zwei Fotos gegeben hätte. Er sagte, sie will aber vier. VIER? Ich fragte sie dann in Khmer „AWAI?“, was so viel bedeutet warum, wofür? Vier Fotos für einen Mietvertrag????????????

Ich glaube, das Ehepaar hat gar nicht verstanden, warum ich so ein Fass aufmache. Der Makler erklärte mir, sie wollen 4 Bilder, für sich selbst, für die Polizei und ... - naja und den Rest hab ich nicht verstanden. Der Makler wusste es auch nicht, ich wusste es auch nicht und das Ehepaar wirkte zufrieden. Jetzt grüßen sie mich immer ganz freundlich auf der Straße, wenn sie mich zufällig sehen. Und eine Nichte von ihnen, die haben sie mir auch schon vorgestelltJ)))))))))))))))))

Freitag, 16. Mai 2008

Geburtstag in Kambodscha


















Vorzeitig packte ich die Sachen und beschloss, von Kep, Golf von Thailand, wieder nach Phnom Penh zurückzukehren. Dauerregen im Regenwald, das war selbst mir zu viel. Die Handtücher im Bad, mit denen ich mich morgens nach dem Duschen abgetrocknet hatte, waren abends noch nass. Das Bett - eigentlich ein kuschliger Rückzugsort, war völlig klamm - man könnte eigentlich auch feucht sagen - und nachts, da kamen die Ratten zu Besuch, denen war es draußen nämlich auch zu glitschig. Eine ganze Familie quickte und fiepte im Bambusgestänge des eigentlich geschmackvoll eingerichteten Dschungelbungalows.
Auf nach Phnom Penh!
Schnell "textete" ich meine neuen Bekannten zusammen, denn ich wollte Geburtstag feiern. (Im Englischen "sms-t" man nicht, sondern man "text" sich an. Ich mietete ein Schiff mit dem Namen Paris und lud zu einer abendlichen Schiffsfahrt auf dem Mekong ein.
Zeitnah setzte dann auch in der Hauptstadt der tropische Regen ein und noch um 17.00 h war ich dabei, allen wieder abzusagen, bis mir Long, ein kambodschanischer Bekannter sagte: "Why? Everybody will come. Don't worry!" Gesagt, getan. Ich stand unter meinem neuen Regenschirm an der Uferpromenade und pünktlich um 18.00 h kamen 8 Regenmäntel auf mich zugelaufen, darin meine Bekannten. Regenmäntel sind übrigens recht bunte Textilien hier. Lila, grün und gelb. Gemeinsam rutschten wir die 10 Meter hohe Uferböschung hinunter, denn der Lehmhang hatte sich schon längst in eine glibbrige Halde verwandelt. Zielsicher landeten wir vor dem Schiff und stachen in See. Auch wenn Phnom Penh alles andere als eine festlich illuminierte Nachtcity ist - es hatte Stil. Warm strichen die Regenschwaden über uns hinweg. Wir ließen uns nicht stören. Das Schöne ist, wenn man eh nass ist, kann man nicht weiter nass werden. 4 Kambodschaner und 5 Deutsche, die man zu späterer Stunde Volkslieder singen hören konnte. Rah, meine Khmerlehrerin hatte nämlich den Wunsch geäußert, Musik zu hören, doch die Musikanlage war wegen des Regens aus. So haben wir uns selber besungen. Mir hat der Kanon "Theo, spann den Wagen an. Sieh der Wind treibt Regen übers Land. Hol die goldenen Gaben" aus ganz aktuellem Anlass am besten Gefallen. Ach und interessant fand ich, dass wir alle offensichtlich aus dem Land der ersten Strophe kommen. Das ging den Khmer nämlich wie uns Deutschen, nach der ersten Strophe wusste nämlich keiner, wie die zweite weiter geht!
Geburtstag wird in Kambodscha übrigens nicht gefeiert. Es gibt nur zwei Ausnahmen. Wenn die Königsfamilie Birthday hat und gemeint sind alle Mitglieder wie alter König, neuer König, alte Königin, dann hat das ganze Land frei und feiert Kingsbirtday. Das sind im Jahr sieben Feiertage. Naja, und die Expats feiern. So auch ich. Mit vielen Glückwünschen aus Deutschland im Herzen habe ich meinen Geburtstag diesmal wirklich ganz gründlich begossen! Tausend Dank!!!!



Sonntag, 4. Mai 2008

Kleine Geschäftchen...


Eigentlich war alles klar. Dina, die Chefin des großen Antiquitätenmarktes in Phnom Penh sagte zu, sie würde die Kosten für den Möbeltransport in mein Haus übernehmen, hatte ich doch mehr als 800 $ in ihrem Laden hinterlassen. Freitagnachmittag sollten die Möbel kommen. Kamen sie auch. Auf Lieferzeiten kann man sich in Phnom Penh verlassen. Im Unterschied zu Deutschland wird hier auch tatsächlich eine konkrete Zeit angegeben. Z.B. 14.00 h. Und nicht wie bei uns von 07.00 bis 14.00 h, was zur Folge hat, dass man sich wegen eines blöden Dienstleisters in Deutschland einen Urlaubstag nehmen oder mal wieder die Nachbarn nerven muss.

So klingelte mich Dina auch um 13.00 h an, um mir zu sagen, dass die Möbel jetzt gleich geliefert werden. Wie schön, sagte ich. Doch dann fragte sie noch – und dass alles in diesem kambodschanischen Englisch, das immer eine gewisse Verständigungskunst voraussetzt – wer den Möbelfahrer nun bezahlen wird. Ja du, sagte ich, hatten wir doch so besprochen. Richtig, sagte sie, das mache sie auch gern. Kostenlose Lieferung bis zum Haus. Wie besprochen!

Fein, sagte ich. Dann ist doch alles klar. Nein, sagte sie, die Möbel müssten doch schließlich noch ins Haus. Stimmt, sagte ich, aber das sei doch das gleiche. Nein, sagte sie, das sind ja zwei Etagen und das müsse ich bezahlen. Ach so, sagte ich. Wie viel soll das denn sein? 30,-$ sagte sie, wie beim letzten Mal. Stöhn, sagte ich, beim letzten Mal haben wir doch zwei riesen Schränke transportiert und diesmal sei das nur ein kleiner. 25 $ sagte sie, nachdem sie sich fix mit dem Möbelpacker verständigt hatte. 20 $ sagte ich, denn eigentlich sah ich das alles grundsätzlich gar nicht ein. Gut sagte, sie, dann gibt sie dem Packer auch noch fünf. Schön, sagte ich, so machen wir das. Ja schön, sagte sie. Sok sobai! Ja, Wohlbefinden, sagte ich zurück. Sok sobai. Bis gleich, sagte sie. Ja, bis gleich, sagte ich.

Donnerstag, 1. Mai 2008

Königsberger Klopse in Phnom Penh


Kann man Autisten das Singen beibringen? Wird der Golden Tower – Phnoms Penhs ambitioniertestes Wolkenkratzervorhaben wirklich je gebaut? Oder warum fahren alle Kambodschaner nur mit dem Schwanz?

Ein kleiner Teil der illustren deutschen Gemeinde von Phnom Penh folgte der Einladung zum Königsberger Klopse-Essen auf dem Dach des Meta-Hauses, dem ungekrönten und unentbehrlichen Goetheinstitut (ohne Goethestatus) von Kambodscha. Das Warming-up bei Angkor-Bier und Tonic auf der Terrasse bot Gelegenheit zum Austausch in deutscher Sprache. Beliebte Einstiegsfrage: „Und wie lange bist du schon hier?“ Und noch beliebter ist es, den Neuankömmlingen, so sich welche zu erkennen geben, die gesammelten Weisheiten über Land und Leute zu unterbreiten: „Wusstest du schon, wie man in Kambodscha die Armut bekämpft“ „Nein!“ „ Ach, Hun Sen (Premierminister) senkt einfach die Quote des Mindesteinkommens von 75 auf 50 Dollarcent pro Tag und verkündet dann am nächsten Tag stolz, dass es im Land 20 % weniger Arme gibt!“ Schallendes Gelächter. Beipflichtendes Nicken.
„Der Durchschnittskambodschaner, der hat mehr Schulden, als der US-Amerikaner. Und wenn er mal zu Geld kommt, dann kauft er sich einen Jeep, um von früh bis spät im Stau zu stehen, bevor der Wagen dann zwei Wochen später von seinem Sohn zu Schrott gefahren wird.“ Oder: „Ja, das Loch für den Wolkenkratzer, das haben sie schon ausgehoben. Aber von der gesamten Investitionssumme (1 Milliarde Dollar) ist damit schon die Hälfte ‚ausgeben‘ und nun könne sie nicht weiterbauen“ (Korruption). „Wie, du warst noch nie in Asien? Na dann fängst du mit Kambodscha aber gleich ganz unten an!“ „Dreimal darfst du raten, warum es so viele Ausländer in Südostasien gibt?“ „Ja?“ „Na selbst in Thailand werden alle Häuser mit mehr als sechs Etagen ausschließlich von ausländischen Architekten gebaut. Alles andere fällt nämlich wieder ein!“

Oh ja, das Leben als Expatriat hier, das ist offensichtlich alles andere als einfach. Mitten in Kambodscha, umgeben von Kambodscha! Wie gut, dass es heute Klopse gibt. Und die schmecken auch tatsächlich gut, auch wenn die wunderbare deutsche Gastgeberin bissig bemerkt, dass das geplante Gemeinschaftskochen zusammen mit der schönen kambodschanischen Frau des Hausherrn letztendlich doch in deutschen Händen hängen blieb. Erst erschien die Schöne verspätet in der Küche und dann – als es um die Mehlschwitze ging – des Deutschen heiligste Angelegenheit – da erhielt die Dame einen Anruf auf dem Handy und verschwand für eine Viertelstunde. Tja, ohne uns, da läuft in Kambodscha selbst in der Küche nix.