Donnerstag, 1. Mai 2008

Königsberger Klopse in Phnom Penh


Kann man Autisten das Singen beibringen? Wird der Golden Tower – Phnoms Penhs ambitioniertestes Wolkenkratzervorhaben wirklich je gebaut? Oder warum fahren alle Kambodschaner nur mit dem Schwanz?

Ein kleiner Teil der illustren deutschen Gemeinde von Phnom Penh folgte der Einladung zum Königsberger Klopse-Essen auf dem Dach des Meta-Hauses, dem ungekrönten und unentbehrlichen Goetheinstitut (ohne Goethestatus) von Kambodscha. Das Warming-up bei Angkor-Bier und Tonic auf der Terrasse bot Gelegenheit zum Austausch in deutscher Sprache. Beliebte Einstiegsfrage: „Und wie lange bist du schon hier?“ Und noch beliebter ist es, den Neuankömmlingen, so sich welche zu erkennen geben, die gesammelten Weisheiten über Land und Leute zu unterbreiten: „Wusstest du schon, wie man in Kambodscha die Armut bekämpft“ „Nein!“ „ Ach, Hun Sen (Premierminister) senkt einfach die Quote des Mindesteinkommens von 75 auf 50 Dollarcent pro Tag und verkündet dann am nächsten Tag stolz, dass es im Land 20 % weniger Arme gibt!“ Schallendes Gelächter. Beipflichtendes Nicken.
„Der Durchschnittskambodschaner, der hat mehr Schulden, als der US-Amerikaner. Und wenn er mal zu Geld kommt, dann kauft er sich einen Jeep, um von früh bis spät im Stau zu stehen, bevor der Wagen dann zwei Wochen später von seinem Sohn zu Schrott gefahren wird.“ Oder: „Ja, das Loch für den Wolkenkratzer, das haben sie schon ausgehoben. Aber von der gesamten Investitionssumme (1 Milliarde Dollar) ist damit schon die Hälfte ‚ausgeben‘ und nun könne sie nicht weiterbauen“ (Korruption). „Wie, du warst noch nie in Asien? Na dann fängst du mit Kambodscha aber gleich ganz unten an!“ „Dreimal darfst du raten, warum es so viele Ausländer in Südostasien gibt?“ „Ja?“ „Na selbst in Thailand werden alle Häuser mit mehr als sechs Etagen ausschließlich von ausländischen Architekten gebaut. Alles andere fällt nämlich wieder ein!“

Oh ja, das Leben als Expatriat hier, das ist offensichtlich alles andere als einfach. Mitten in Kambodscha, umgeben von Kambodscha! Wie gut, dass es heute Klopse gibt. Und die schmecken auch tatsächlich gut, auch wenn die wunderbare deutsche Gastgeberin bissig bemerkt, dass das geplante Gemeinschaftskochen zusammen mit der schönen kambodschanischen Frau des Hausherrn letztendlich doch in deutschen Händen hängen blieb. Erst erschien die Schöne verspätet in der Küche und dann – als es um die Mehlschwitze ging – des Deutschen heiligste Angelegenheit – da erhielt die Dame einen Anruf auf dem Handy und verschwand für eine Viertelstunde. Tja, ohne uns, da läuft in Kambodscha selbst in der Küche nix.

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