Wach werde ich erst um halb neun. Ra, meine Khmerlehrerin kommt heute nicht. Ich öffne die Augen, rolle ein wenig auf die andere Bettseite, blinzele hinunter in meine Rezeption, wie ich den garagengroßen Eingangsbereich meines Haus zu Zeit nenne.
Den Vorhang an der riesigen Eingangstür zur Straße hatte ich über Nacht offengelassen, so kann ich vom Bett aus in meinen Vorgarten blicken.
Wer aber hat mein rotes Rad von innen gegen das Straßentor gestellt? Nie stand es dort. Und wieso lehnt die Markisenstange am Zaun, statt im Markisengestänge zu hängen? Und wer hat meine Schuhe umgestellt? Ich reibe mir die Augen, doch die Szenerie ändert sich nicht. Ich robbe an den Bettrand, um steilrunter auf meinen Schreibtisch zu blicken. Computer, I-Pod, Safe, - alles noch da.
Gut, vermutlich waren „sie“ nicht im Haus.
Ich gehe hinunter, schließe das innere Vorhängeschloss der Eingangstür auf, dann die Tür selbst. Doch sie geht nicht auf. Von außen hat jemand die Tür mit einer Strippe zugebunden.
Das habe ich früher als Kind auch bei „unbeliebten“ Nachbarn gemacht.
Ich zerschneide die Strippe, stelle mein Rad wieder an seinen Platz und meine Schuhe und hänge die Markisenstange zurück in ihre Öse. Jetzt sieht es wieder so aus, als wäre nichts, als wäre niemand dagewesen...
Fünf Stunden später kehre ich vom Einkauf zurück, es ist 13.00 h. Die Nachbarn von gegenüber sehen mich und kommen rüber. Wild gestikulierend reden sie auf mich ein. Ich verstehe nur Bahnhof und dann das Khmerwort „Gang“, was auf Deutsch Fahrrad heißt. Die Wachleute von nebenan kommen gleich auch dazu. In Sekunden bin ich von 10 Khmers umringt. In Englisch, in Khmer und mit Körpersprache bringen sie mir bei, dass um drei Uhr morgens zwei Diebe versuchten, in mein Haus einzudringen. Auch hatte sie vor, mein Fahrrad aus dem Vorgarten mitzunehmen. Und die Eingangstür hatten sie schon mal von außen zu gebunden, damit ich nicht auf die Straße rennen kann, um Hilfe zu schreien. Das ist genau das, was ich an allem wirklich gruselig finde!!! An der Markisenstange wollten sie in die erste Etage klimmen, doch diese ist dann aus der Halterung gerissen. Sie rauchten eine Zigarette und wahrscheinlich waren sie angetrunken. Es seien zwei große Männer gewesen. Was meine Nachbarn morgens um drei alles in meinem Haus beobachten konnten, bevor sie dann ENDLICH Rabatz machten und die Diebe vertrieben …
Dieb heißt auf Khmer übrigens „Jao“, ausgesprochen Schao. „Jao“ klingt eigentlich ganz nett. Was soll‘s, das Wort kenn ich jetzt!
Gegen 16.00 h treffe ich einen Bekannten, ein französischer Architekt, der seit 20 Jahren in China lebt und mit dem ich nächste Woche nach Saigon fahren werde. Ich erzähle ihm meine Geschichte, auch deshalb, weil er vor 7 Tagen nachts in seinem Haus (drei Straßen weiter) völlig ausgeräumt wurde. Er schlief im zweiten Stock seines Hause, während Diebe im ersten Stock den Apple, I-Pod, Handy und Geld mitgehen ließen. Und auf dem Apple war sein fertiges Baukonzept für ein chinesisches Luxusrestaurant im 48. Stock eines Pekinger Wolkenkratzers. Das hätte sich nun auch erledigt, sagte er lässig. Er hätte eh vorgehabt zu malen und so seinen künstlerischen Neigungen nachzugehen und zeigte mir eine Skizze, ein Tänzer, der auf einem Seil balanciert. Ein Selbstportrait!? Er erzählt mir noch, dass die Diebe in Phnom Penh im Unterschied zu Europa in der Regel unbewaffnet sind. Sie würden einzig und allein ein Schlafspray dabei haben, damit das aufgeschreckte Opfer wieder in die ewigen Jadggründe abtauchen könne. Oh, ja, sagte ich nur, hoffentlich können sie das auch dosieren, denn sonst taucht man vielleicht nie wieder auf...
3 Kommentare:
da hast du glückskind ja glück gehabt! soll ich dir im nächsten paket ein bügelschloss schicken? fürs fahrrad und/oder für die haustür? wäre wie es sich anhört in pp vielseitig verwendbar...
dicken kuss, u
da wacht ein guter schutzengel über dir, mein lieber!!
.. hat sich auch einen guten menschen ausgesucht.
ein lieber gruss an dich und ein lächeln in den himmel..
knutsch, peter
das glück ist auf deiner seite mein liebster b. das weisst du un dich bin auch ganz nah bei dir, noch näher seitdem du in cambodia bist, dem land wo ein teil meiner wurzeln sind. ich vermisse dich und muss immer an den abend hier in meiner diele denken, die schönen gespräche und das letzte leckere essen bei dir in xberg. versuche alles, um zu dir zu stossen..bin schon so gespannt zu hören, wie deine eindrücke von angkor sein werden...
süße küsse, m
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