Montag, 12. Juli 2010

Phu Quoc - Ein Paradies mit Flecken











Vietnam, so sagt man, hat nur eine Insel, hinter der die Sonne untergeht. In Vietnam geht sonst immer nur die Sonne auf!

Das Land, dessen Küste sich 3400 Kilometer am Südchinesischen Meer entlang zieht, ist wie kein anderes in der Welt nur dem Osten zugewandt. Welch einseitige Schönheit.

Es ist nicht anzunehmen, dass die Franzosen deshalb, 1939, diese eigentlich kambodschanische Insel den Vietnamesen zusprachen. Kolonialmächte hatten immer andere, geschäftige Gründe, Grenzen zu ziehen und Phu Quoc sollte fortan von denen, im administrativen Bereich besser organisierten Vietnamesen verwaltet werden

Die größte Insel Vietnams hat sich mit 99 Bergen im nördlichen Bereich einen tropischen Dschungel bewahrt, durch den sich eine erst seit kurzem im Bau befindliche Straße frisst. Der Anfang vom Ende der Unberührbarkeit. Wenn die Pläne des Tourismusministeriums umgesetzt werden, dann wird Phu Quoc in 10 Jahren Vietnams führendes Urlaubsdomizil. Phu Quoc, das sich aus dem Vietnamesischen übersetzen lässt mit „schönes Land“ soll aufschließen mit Koh Samui oder Phuket und hunderttausende anlocken. Blaues Meer und weiße Sandstrände, Palmen, Pfefferplantagen und vorgelagerte Inseln mit traumhaft schönen Korallenbänken.

Die Zustände waren nicht immer so paradiesisch. Die Franzosen, als Kolonialmacht auf Phu Quoc nicht weniger brutal als anderswo in Indochina herrschend, steckten hier wenige Kriminelle und viele politische Gegner in ein großes Lager. Diese Gefangenen waren es, die unter Zwang die ersten Pfefferplantagen anlegen mussten. Bis heute tragen Gewürze und immer noch in erster Linie Pfeffer zum bescheidenen Wohlstand der Insel und ihrer Bewohner bei. Und es ist gerade mal gut 30 Jahre her, dass die Roten Khmer und ihre Todesschwadronen aus dem nahen Kambodscha auch auf Phu Quoc Angst und Schrecken verbreiteten. Pol Pot wollte die Insel zurück! Unfreiwillig leitete er damit das Ende seiner Schreckensherrschaft ein, denn die Vietnamesen nahmen seine Invasion zum Anlass, ihn zu verjagen und Kambodscha zu befreien. Dennoch schauen die Kambodschaner immer noch sehnsüchtig in den Sonnenuntergang, in dem sich die Berge Phu Quoc’s draußen auf dem Meer malerisch abzeichnen. Man sagt auch, der kambodschanische König wird solange nicht seine verfallende Villa in Kep beziehen, so langer er diese Insel in fremden, in vietnamesischen Händen weiß. Weinen würde der kambodschanische König, nicht wegen der Schönheit des Sonnenuntergangs sondern ob der Willkür der Geschichte, wenn der Abend Phu Quoc in ein goldenes Licht taucht.

Die Vietnamesen schauen nicht zurück, nur die Zukunft zählt. Auch auf Phu Quoc ist das so. Aber dennoch rosten an der Südwestküste seit Jahren die schweren Bulldozer vor sich hin, die dort schon lange einen Airport für Düsenmaschinen aus aller Welt vorbereiten sollten. Und in einer benachbarten Bucht, südlich von Duong Dong, zerfällt ein neues Hotel, und schläfrige Vietnamesen warten auf Kundschaft, die es noch nicht gibt. Für die Stammgäste hingegen, die Phu Quoc seit ein paar Jahren besuchen und die Insel am liebsten für sich behalten würden, ist der ministerielle Masterplan für Millionen ein Albtraum. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die geplanten Hotelburgen noch etwas vom natürlichen Scharm der Insel übriglassen. Dass die Fehler, die überall auf der Welt, von den Tourismusentwicklern begangen wurden, hier nicht schon wieder die Ressourcen zerstören, derentwegen wir so lange Reisen von anderen Kontinenten antreten.

Doch es gibt etwas Unheimliches, dass sich schon jetzt ankündigt. Mit dem Müll der Zivilisation, die eigentlich dem Wort nicht gerecht wird, schwappt schon jetzt die Ahnung ans Land, dass auch dieses Paradies bald verloren sein könnte. Es sind nicht nur Muscheln und Korallen, die das Meer wütend ans Land wirft. Plastikflaschen, Glühbirnen, Schuhe, Zahnbürsten, Kleiderfetzen schweben im Meer, verknotet mit Fischernetzen, Strandgut, dass noch vor vielen Jahren, Dichtern Anlass geboten hätte, Reime zu schreiben. Heute, im Zeitalter des globalen Netzes und seiner Verkehrsadern, sind die kleinen schwarzen Steine, die am Strand so zauberhaft glitzern, klebrige Ölklumpen, die sich unendlich lange an den Fuß des Strandwanderes haften. Und das Paradies hat jetzt schon schwarze Flecken.

www.laverandaresort.com
Das Hotel La Veranda ist ein wunderschönes 4 Sterne Ressort südlich von Duong Dong und vermietet Zimmer für 165 bis 300 Dollar pro Nacht. Das hoteleigene Pepper-Restaurant hält die mit Abstand vornehmste Küche auf der Insel bereit. Zur Ölverschmutzung am Strand befragt, wurde uns gesagt, dieses Problem sei nur temporär. Und unsere Strandschuhe wurden kostenlos mit einem hochgiftigen Öllösemittel gereinigt!

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