Freitag, 2. Oktober 2009

Durch den Monsun!





„Nein, nein, das ist schon okay! Wir können uns gerne um 8pm im burmesischen Restaurant treffen! Sind doch noch zwei Stunden hin“ Mein Freund am anderen Ende der Telefonleitung zögert einen Moment. „Ach kein Problem. Bis dahin ist das Wasser wieder weg!“ Menschen, die neu nach Phnom Penh kommen, können es immer gar nicht glauben, dass man sich trotz der nachmittäglichen Monsunflut abends wieder verabreden kann. Ich sage dann noch frech, du kannst mich ja gerne am Pier 322 abholen. 322, das ist nämlich meine Straße. Derzeit eine Wasserstraße (siehe Foto). Und das Restaurant ist gleich in der Nachbarstraße, quasi am nächsten Kanal! 
Ich bin heute mal wieder übermütig!
Dabei hatte ich vor einer Stunde selbst Fracksausen. Ich war gerade dabei, meinen Computer in der NGO runterzufahren, als ich mich wunderte, wieso alles schon wieder so dunkel ist. Ein Blick durchs Fenster hinaus, und, ja klar… fette, schwarze Wolken. Meine Kollegen wuseln sich eilig in ihre Regenmäntel, denn entweder sie sind vor 5pm schon auf der Straße und schippern nach Hause oder sie versauern bis 20.00 h in der NGO – und das am Freitagabend.
Es kracht 5 Minuten später und die Himmelspforten öffnen sich. Es blitzt, windet und donnert und krachend schütteln sich die Wolken aus. Das geht von einer Sekunde zur anderen. Da gibt es nicht erst kleine Tröpfchen, die sich dann langsam in einen ordentlichen Regen steigern. Nein, das ist so, als würde man eine Dusche anstellen, deren Wasserdruck so hoch ist, wie man sich das in einem ordentlichen Wellness- Hotel in Deutschland mit Wassermassage nur wünschen kann. Guttemperiert und dabei kostenlos! Ich sage meinen Freunden ja immer, die irgendwie alle schon gehört haben, dass die Zeit vom November bis Februar die beste Reisezeit in Kambodscha ist… dass auch andere Monate ihre Vorzüge haben. Wer sich dem Studium der Naturgewalten verschrieben hat, der sollte doch ruhig mal zwei Monate früher kommen. Ich war zum Beispiel vor einem Jahr in der Weltkulturerbe-Stadt Hue in Zentral-Vietnam und konnte dank Monsun die heiligen Stätten der vietnamesischen Kaiser ganz allein besuchen. Ich erinnere mich noch an den Aufstieg der weltberühmten Himmelstreppe zur Begräbnisstätte eines Kaisers. Leider konnte ich keine Fotos machen, denn ich brauchte meine Hände, um mich wegen des reißenden Wassersturzes, der mir entgegen kam, an den nächsten Stufen festzuhalten, und nicht wie bei einer dieser hochaktuellen Wassersportarten wieder den Wasserfall hinunterzusausen. Auf meinem Hintern und nicht im Kanu sitzend, versteht sich. Man kann das auch Wassertaufe nennen! Die jungen Kambodschaner lieben den Monsun. Sie jagen mit ihren Mopeds durch die Stadt, was dazu führt, dass man trotz metergroßem Regenmantel auch von unten nass wird. Denn es spritzt ja hoch. Aber mit der richtigen Einstellung und mit kleinen Vorkehrungen (alle elektronischen Geräte in Plastiktüten wickeln) kommt man durch. Heute haben sogar mein neues ELEKTRO-BIKE und mein I-Touch den Monsun-Test bestanden. In Hongkong, wo ja mittlerweile 40 % der Bewohner mit einem Elektrobike unterwegs sind, regnet es ja auch immer so doll. Hier in Phnom Penh gibt es – glaube ich erst 4 Stromräder – und die werden ausnahmslos von Ausländern gefahren. Ich gehöre natürlich auch dazu. Für mich ist das tägliche Umwelterziehung. Lass sie doch lachen oder staunen. Mit einer Irritation fängt ja immer das Lernen an. Heute habe ich unter meinem Regenmantel sogar ein Liedchen gehört. Wollte mir wegen des Monsuns doch nicht die Heimreise versauen lassen. Wie das Lied heißt? Es ist von Tokiohotel aus Deutschland, und es heißt: DURCH DEN MONSUN!
So, jetzt schwimm ich mal ins Restaurant… sicher gibt’s Fischsuppe! 

PS1. Der Taifun vor 3 Tagen hat um Phnom Penh einen großen Bogen gemacht! Sonst hätte ich sicherlich einen ganz anderen Text geschrieben…
PS2: Fotos habe ich alle vor meinem Haus gemacht...

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