Samstag, 29. Mai 2010

Indochine in Battambang








Ich wache auf. Die Klimaanlage ist in der Nacht ausgefallen. Das geräumige Hotelzimmer ruht sich noch in der Morgendämmerung aus. Auf der massiven Anrichte liegen grünen Orangen und von vergilbten Fotos blicken die einstigen Besitzer stolz, die die Villa 1931 gebaut haben. Geschäftsleute aus Battambang, Vietnamesen, zu großem Wohlstand gekommen in dieser alten Provinzstadt, die sich bis heute wie kaum eine andere Gegend in Kambodscha ihre Erinnerung an „Indochine“ bewahrt hat.

Die Stadt in der Reiskammer Kambodschas verfügt über die schönsten Pagoden im Land. Hier und nur hier wird in Kambodscha noch dreimal im Jahr Reis geerntet, wie einst, vor 700 Jahren, zu der Zeit der großen Angkor Könige. Prächtige kambodschanische Holzhäuser säumen den Fluss, der sich träge durch die Ebene schlängelt. Grün eingerahmt von Mangobäumen, Kokos- und Zuckerpalmen und Bananenstauden stehen die braunen Pfahlhäuser fast hochmütig auf dünnen Beinen.

Von den gelben, französischen Kolonialgebäuden in der Innenstadt fällt der Putz, wenn auch jüngst der Sitz des ehemaligen Gouverneurs aufwendig renoviert wurde. Auch das Hotel La Villa erstrahlt im neuen alten Glanz. Ein Geheimtipp für Individualreisende, die noch einmal in die verblichene Zeit eintauchen wollen, mit allem Komfort versteht sich. Im Garten hinter dem leuchtend gelben Haus gibt es einen Salzwasserpool, und im Glaspavillon wird französisches Frühstück gereicht. Schräg gegenüber, auf der anderen Flussseite, liegt die im Art-Deco gebaute Markthalle Phsar Nath. Der langestreckte Bau hat einen alten Uhrenturm, der die Einwohner daran erinnert, dass die Markthalle jeden Abend nach 5 Uhr schließt, um sich schon vor dem nächsten Morgengrauen wieder mit den tropischen Produkten der Region zu füllen.

Im hohen Spiegel bricht sich ein jetzt ein helles Licht. Es fällt durch die französischen Fenster, bevor es über alte, ornamentbeladene Bodenfliesen kriecht, sich an den gedrechselten Bettpfosten hochwindet, über das Laken wandert und auf meiner Haut glitzert, auf der die warme Nacht einen Film von Feuchtigkeit hinterlassen hat.

Die Frau im Bild an der Wand gegenüber lächelt mir geheimnisvoll zu. Sie ist eine der Asiatinnen im Haus, die vornehm in Seide gehüllt den Besucher in Erhabenheit tauchen. Ist die einstige Schönheit aus Saigon, Hanoi oder Phnom Penh? Vielleicht ist sie aber auch eine Tochter des Hauses, die mich an ihr Leben erinnern will, in Indochina, in der Provinz Battambang, vor 70 Jahren…

http://www.lavilla-battambang.com
Das Hotel La Villa wird von einem französischen Paar Stephane & Monique geführt. Die günstigsten Zimmer kosten 60$, die Fotos sind aus meinem Zimmer 3, dass wie Zimmer 4 für 80$ zu haben ist.

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