Samstag, 19. Dezember 2009

Wieso ich am 2. Dezember schon Weihnachten gefeiert habe...


„Schucki! Ich habe ein kleines Geschenk für dich!“ Tina legt mir einen goldenen Stern auf den Tisch und ein kleines Kuvert… „Wow, ist jetzt schon Weihnachten?“ frage ich. Es ist der 1. Dezember in Phnom Penh. Ich fasse den Stern aus hauchdünnem Metallglas an. „Ach schön! Und was ist hier drin?“ Ich nehme das Kuvert in die Hand. „Wow, wow, ein Berliner Adventskalender!!!“ Tina lacht. „Tina, du bist ein richtiger Schatz! Mensch, wo hast du denn das Zeug her????“ „Sag ich nicht!“ Tina redet ja eigentlich immer den ganzen Tag, aber jetzt sagt sie’s einfach nicht… Ein Adventskalender, denke ich. „Also, ich mach jetzt mal die erste Tür auf, darf ich?“ „Klar, ist ja schon der erste Dezember!“ Das Suchen dauert eine Ewigkeit, dann finde ich die 1 oben im in der Spitze der Tanne versteckt, rechts neben dem verschneiten Brandenburger Tor… Und auf die Tür. Und beide im Chor: „OH EIN ADVENTSSTERN“ Ach Schade eigentlich, dass der nicht aus Schokolade ist.


Einen Tag später.

Ich komme wie immer zur Mittagszeit nach Hause. „Li, sok sobai de?“ (Li, wie geht es dir?) Aus der Küche schallt es zurück: „Sok sobai tick tick!“ (Habe Wohlergehen ein bisschen!) „Hä? Was ist denn los?“

Li, meine kambodschanische Haushälterin, kocht Fisch mit frischem Ginger und Reis. Sie sagt, sie hätte das Esszimmer geputzt und ein bisschen dekoriert und dabei sei ihr etwas ganz Schlimmes passiert. „So?“ sage ich, „was denn?“ Sie geht mit mir ins Zimmer und zeigt mir den goldenen Stern. „Ach, der ist ja kaputt!“ sage ich, „Ja… ich habe den Tisch abgeputzt und dabei den Stern mit dem Wedel erwischt …!“ Ich grinse in mich hinein… „Macht nix!“

„Bastian, es tut mir schrecklich leid!“ „Li, das macht wirklich nichts!“ „Nein, ich bin so ein Dussel!“ Li, kein Problem, echt nicht!“ „Ich kaufe einen neuen!“ „Nein brauchst du nicht, die gibt es auch in nicht in Kambodscha!“ Li wirkt jetzt ein bisschen beruhigt. „Aber Bastian, dafür habe ich DAS HIER SCHÖN gemacht!“ Sie geht an meinen Schreibtisch und zeigt auf den Adventskalender. Ich denke, och nein, ne, ach ne, ne, ne… DAS KANN JETZT ABER WIRKLICH NICHT WAHRSEIN… ALLE TÜREN VON MEINEM KALENDER SIND SPERRANGELWEIT OFFEN! Sie schaut mich strahlend an, merkt dann aber sofort, dass das wohl keine so gute Idee war. Ich setze mich hin und nehme den Kalender in die Hand. Und während ich ihr die Geschichte vom langsamen Öffnen der Türen des Adventskalender erzähle, läuft vor meinen Augen der Film ab, wie Li gegen 10.00 h ins Haus kommt, sich die Schürze umbindet, durch die untere Wohnung streift, mit dem Wedel den goldenen Stern runter wedelt, um sich dann voller Neugier mit meinem eben entdeckten Adventskalender zu beschäftigen. Ach so viele Türchen, was wohl dahinter sein wird??? Und da gibt es ja auch die 24! Wow, da auf dem Dach des Brandenburger Tores sitzt ja Maria mit dem Jesuskind und zwei dicke Goldengel schmulen über ihre Schultern…


Fröhliche Weihnachten aus Kambodscha, kann ich euch nur wünschen und alles Gute zum neuen Jahr. Das Leben besteht aus vielen Überraschungen. Man muss nur die Türen rechtzeitig aufmachen…

2 Kommentare:

yadzia hat gesagt…

ach, mensch, schnucki, vielleicht silltest du li im nächsten jahr einen adeventskalender basteln. dann könnt ihr die türchen immer gemeinsam öffnen und der guten deutschen tradition frönen :-)

adventliche grüße aus dem minus 14 grad kalten berlin!

y.

Unknown hat gesagt…

ach diese Geschichte ist wunderbar....und sehr symbolisch, oder nicht!?

adventsgrüße aus dem heissen Kamerun!