Sonntag, 6. Juli 2008

Tempeldiener in Angkor Wat











Schlangen und Dämonen, Elefanten und Affen, Götter und Menschen – selten nur, sind Kultur und Natur eine derart magische Verbindung eingegangen wie in Angkor, der alten, der himmlischen Hauptstadt des Khmer-Empire. Das gesamte Areal, von der Ausdehnung her mit einer heutigen europäischen Großstadt wie Berlin vergleichbar, war jahrhundertelang vom Dschungel überwuchert und wurde erst in der Mitte des 19. Jhd. von den Franzosen "wiederentdeckt", auch wenn einigeTempel durchgängig von den örtlichen Bewohnern genutzt wurden. Seitdem ringt Kambodscha mit seinem Erbe, denn in gewisser Hinsicht ist Angkor das einzig Große, was dieses kleine Land noch hat. Angkor ist DAS Nationalheiligtum Kambodschas, Quelle religiösen, spirituellen, politischen und wirtschaftlichen Lebens. Angkor ist weltbekannt, ob in Saigon oder Bangkok, Seoul oder Peking, Tokio oder Delhi, alle pilgern zu den Hindugöttern und dem Buddha auf dem Lotosblütenthron. Selbst Flora und Fauna zeigen, wie die Natur vor Jahrhunderten ausgesehen haben mag, lang bevor die Wälder gerodet, die Tiger erschossen, die Schlangen vertrieben, die Vögel verjagt und die Elefanten gezähmt wurden.

In Angkor gibt es Hoffnung. Und diese kann das traurigste Land Asiens gebrauchen. Angkor ist Kraft, Kunst und Können auf höchstem Niveau. Man kann es kaum begreifen, was man sieht, auch wenn man das meiste noch anfassen darf.

Noch immer sind viele Kambodschaner nie in Angkor Wat gewesen. Noch immer haben viele von ihnen nur gehört, dass ihr Land, ihre Heimat am Meer liegt. Verstanden es die alten Khmerkönige vor 800 Jahren, Bewässerungsanlagen, Tempel, Paläste errichten zu lassen, ist das heutige Land so bitter arm und die heutige Regierung so unfähig, eine angemessene technische und kulturelle Infrastruktur zu unterhalten, die es jedem Kambodschanischer ermöglichen könnte, einmal nach Angkor zu fahren und die Komplexität dieser immensen, eigenen Vergangenheit auch nur zu erahnen. Die meisten Kambodschaner in Angkor und Siem Riep, der dazugehörigen Touristenstadt, kochen in Restaurants, fahren Tuk-Tuk oder Taxi, mixen Drinks, reinigen Zimmer, wechseln Geld, bewachen die Anlagen, verkaufen Früchte, füttern Affen, reiten Elefanten, führen Touristen oder schlafen mit ihnen. Ihre asiatischen Nachbarn dagegen sind längst im globalen Tourismus angekommen und strömen zu Tausenden mit Digitalkamera , GPS und Hochglanzreiseführern durch die alten Gemäuer.

Die kunstsinnigen Schöpfer von einst, halten ihnen heute die Türen auf.


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