





Es ist Lunchtime. Kambodscha schläft im Schatten der tropischen Sonne. Ein ganzes Land macht die Augen zu. Tuk-Tuk-Fahrer legen sich auf dem Rücksitz nieder, Mopedfahrer liegen auf dem Sitz, während ihre Beine akrobatisch über dem Lenker hängen, und Straßenverkäufer schlafen auf Plastikstühlen ein. In den Büros der Städte drehen sich riesige Ventilatoren, während auf den Sofas und Sesseln darunter ganze Belegschaften wegdämmern, immer den Bauch des Nachbarn oder seine Schulter als ein zusätzliches Kissen nutzend. In den Rezeptionen liegen Köpfe auf dem Empfangstresen. Und Telefone klingeln manchmal endlos lang…
Auch wenn die Geschäfte durchgehend offen haben, in der Mittagszeit tritt man in eine gähnende Leere. Man muss oft ein wenig warten, oder sich räuspern, bis irgendwo im Raum ein verschlafendes Gesicht auftaucht. Und es ist die Natürlichkeit des Erwachens aus einem tiefen Schlaf, die verrät, dass in diesem Land nichts selbstverständlicher ist, als in den Stunden der größten Hitze zu schlafen. Für Männer scheint darüber hinaus nichts normaler zu sein, als sich im Büro oder im Geschäft, das Hemd auszuziehen und mit freiem Oberkörper zu schlummern, nur um nach zwei Uhr wieder zu dem gewohnten und durchaus konservativen Dress-Code zurückzukehren.
Mit der Lunchzeit bewahren sich Kambodschaner ihre alte Zeit. Auch wenn moderne Häuser in die Höhe wachsen, und aus dem neuen Wohlstand der Mittelschicht die Klimaanlage nicht mehr wegzudenken ist, die heißesten Stunden des Tages kündigen sich noch überall mit einem Gähnen an, und die schrägen Augen fallen zu.
Die beiden Jungen in der Pagode hinter mir sind aus der Fensteröffnung verschwunden. Ich stehe auf und gehe hinein. Sie liegen auf einem steinernen Podest und sind eingeschlafen. Ein heißer Wind zieht durch die Halle. Selbst der goldene Buddha lächelt leise und hält versonnen seine Augen zu.
Fotos: Schlafender alter Mönch in Battambang, die beiden schlafenden Jungen aus Siem Reap, ein blinzelnder Tuk-Tuk-Fahrer in Angkor Wat, ein Mopedfahrer vor meinem Haus in Phnom Penh und eine Schuh-Reparateurin auf einer Hauptstraße in Phnom Penh.
1 Kommentar:
Oh ja, das kommt mir sehr bekannt vor. Für uns ist ja Schlaf eine recht intime Angelegenheit, bei der man schon in Dormitories an Grenzüberschreitung denkt, aber diese öffentliche Lockerheit, ja in unseren Augen fast Selbstentblößung ... verwirrend und verdammt locker ...
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